In Deutschland, genauso wie in weiteren europäischen Ländern, steigt die Zahl der Senioren kontinuierlich an. 2008 belief sich die Anzahl der Menschen über 65. J. auf 16,7 Millionen (laut Statistiken von „Markt für Pflegedienstleistungen in Deutschland” SAZ). Das waren ca. 20% der Bevölkerung. 2016 erreichte der Anteil der älteren Menschen schon rund 21%. Laut Schätzung des Statistischen Bundesamtes kann die Anzahl der Menschen über 70. J. bis 2060 auf 18,4 Millionen ansteigen. Natürlich brauchen nicht alle älteren Menschen eine Rund-um-die-Uhr-Betreuung. Zum derzeitigen Zeitpunkt aber gibt es über 2,5 Millionen pflegebedürftige Menschen und diese Zahl wird noch weiter steigen. Groβe Nachfrage nach Pflegedienstleistungen sowie hohe Kosten, sowohl bei den Pflegeheimen in Deutschland als auch bei den Betreuerinnen, sind Ursachen dafür, dass sich ein sogenannter „Pflegetourismus“ in Deutschland entwickelt.
„Pflegetouristik”
Der Pflegetourismus in Deutschland begann schon Ende des 20. Jahrhunderts. 1996 entstand in Spanien das erste Pflegeheim, das vor allem für deutsche Senioren eingerichtet wurde. In den letzten 20 Jahren umfasste die Anzahl der Deutschen, die die Iberische Halbinsel bewohnen, etwa 50.000 Personen. Aktuell wohnen immer mehr Deutsche gerne im Ausland, beispielsweise in Polen.
Gute Wohnbedingungen, niedrigere Kosten
Laut einer Umfrage des Meinungsforschungsinstituts TNS Emnid plant etwa jeder fünfte deutsche Senior eine Möglichkeit ins ausländische Heim umzuziehen. Gründe sind vor allem hohe Kosten in Deutschland: der monatliche Aufenthalt in einem deutschen Pflegeheim variiert zwischen zwei und fünf Tausend Euro (je nach Standard der Einrichtung). Die Pflegeheimkosten in Polen liegen im Schnitt zwischen zwei und sechs Tausend Zloty im Monat.
Wichtig ist die Qualität der angebotenen Dienstleistungen – in Polen kann man für denselben Preis wie in Deutschland einen besseren Standard, wie ein Zimmer mit besserer Ausstattung, zusätzliche Therapien, spezielle Pflege und Betreuung, bekommen. Pflegeheime in Polen haben sich auf deutsche Senioren eingestellt. Um die ausländischen Gäste anzuwerben legen die polnischen Heime viel Wert auf die Qualität der angebotenen Dienstleitungen, die Einstellung vom Fachpersonal sowie nettes Pflegepersonal.
Unmenschliche Abschiebung oder Angst vor Konkurrenz?
Nach Angaben von „Wirtualna Polska („Virtuelles Polen“)” ist die Anzahl der Senioren, die ihr Land im Alter verlassen, recht hoch. Deutsche Organisationen schlagen Alarm. Nach deren Meinung ist das Abscheiben der deutschen Rentner ins Ausland unmenschlich und beleidigend. Im Kern aber entscheiden die Senioren selbst darüber. Polnische Alten- und Pflegeheime bieten den Senioren nicht nur günstigere Preise und hohe Pflegequalität. Sie liegen oft in attraktiven Regionen Polens und das qualifizierte Pflegepersonal verfügt über gute Deutschkenntnisse. Dadurch gibt es keine Sprachbarrieren. Selbst die Entfernung ist kein Hindernis mehr, denn viele von den polnischen Heimen liegen in grenznahen Gebieten in Westpolen. Man kann die Pflegeheime von Deutschland aus über die Autobahn schnell erreichen, von Berlin, zum Beispiel, braucht man nur 2-3 Stunden Fahrt mit dem Auto. Somit können Familienangehörige ihre Pflegebedürftigen öfter besuchen.
Angesichts dieser Tatsache ist die Aussage, dass eine Unterbringung in ein polnisches Heim ein „Abschieben” sei, unbegründet. Gründe für diese Aussagen könnten an der Konkurrenz der gut ausgestatteten und hochwertigen Heime jenseits der Oder liegen. Meist wählen die Angehörigen mit Zustimmung des betroffenen Seniors, dem ein Heim in Deutschland nicht behagt hatte, die günstigeren und guten Pflegeeinrichtungen in Polen. Pflegeheime, die von dem Unternehmen Carefinder angeboten werden, haben günstigere polnische Preise, jedoch die deutschen Standards aufzuweisen. Somit können sich auch deutsche Senioren ein hochwertiges Pflegeheim leisten, welche eine niedrige Rente bekommen.
In vielen Pflegeheimen in Polen wird nicht nur auf die Gesundheit und den Komfort der Patienten geachtet. Ältere Menschen haben auch ihre sozialen und persönlichen Bedürfnisse, man sorgt dafür, dass sie ihre Interessen verwirklichen können, an speziellen Therapien teilnehmen können, Zugang zu einem PC haben. Beispielsweise werden Lyrik- und Tanzabende organisiert. Unabhängig davon, welche individuellen Beweggründe (die oft sehr unterschiedlich sind) die Senioren haben, geht der Trend dahin statt Pflegeeinrichtungen in Deutschland die günstigeren ausländischen Pflegeheime zu wählen. Der Hauptgrund ist sicher , dass man dem Pflegebedürftigen gute Wohn- und Pflegebedingungen sichern will und nicht unbedingt Geld einzusparen.
