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Pflege von jungen pflegebedürftigen Personen

Fast jeder von uns würde gerne gesund sein und in guter Gesundheit das Alter erleben, jedoch ist das nicht jedem gegeben. Manche sind bereits von Geburt an von einer Behinderung betroffen, andere erwerben ihre Behinderung infolge einer Krankheit oder eines Unfalls.

 

Personen, die mit einer Behinderung geboren wurden und nie das Gefühl der „vollen Funktionsfähigkeit“ kennengelernt haben, sind sich nicht bewusst, was es bedeutet „anders zu leben”, andererseits ist es für jemanden, der das tägliche Leben genossen hat, sich Pläne, Träume und neue Ziele sowie Herausforderungen gesetzt hat, doppelt so schlimm, da sich plötzlich alles im Leben ändert und man von Neuem lernen muss zu leben.

Die Pflege von pflegebedürftigen Personen, die sich jahrelang nicht damit abfinden können „anders zu sein“ oder gesund und fit waren und plötzlich Invaliden sind, ist eine besonders schwierige Aufgabe. Diese Aufgabe erscheint einem noch komplizierter, wenn die Behinderung eine junge Person betrifft, die noch den größeren Teil ihres Lebens vor sich hat, bisher alle Pläne erfolgreich realisiert hat, sich neuen Herausforderungen gestellt hat, ihre Leidenschaft verfolgt und jeden Tag genossen hat und bei der sich plötzlich unerwartet alles im Leben verändert.  In solch einer Situation muss sich die betreuende Person nicht nur mit der körperlichen Einschränkung befassen, die der pflegebedürftigen Person bis zu diesem Zeitpunkt nicht bekannt waren, sondern auch mit ihrem emotionalen Zustand. Die primäre Aufgabe in einer solchen Situation sollte die Beihilfe sein sich an die neue Situation zu gewöhnen, sowie sich mit der erworbenen Behinderung abzufinden. Dies ist natürlich eine schwierige Aufgabe, aber nicht unmöglich.

Einerseits kann sich ihre Berufserfahrung von Vorteil erweisen, sodass es durch die erworbenen Fähigkeiten leichter fällt, mit bestimmten Fällen und Situationen umzugehen. Andererseits kann man davon ausgehen, dass jüngere Personen gleichen Alters pflegebedürftigen Personen emotional näherstehen und einen besseren Kontakt aufbauen können, wie es oftmals bei Menschen der gleichen Generation der Fall ist. Die pflegebedürftige Person kann das Gefühl haben, dass sich die betreuende Person in dem gleichen oder einem ähnlichen Lebensabschnitt befindet und so ein besseres Verständnis für die betroffene Person aufweisen könnte, die mit einem Mal eine Zahl von Lebensmöglichkeiten verloren hat. Wenn es der Person gelingt sich zu öffnen, kann dies der entscheidende Schritt sein. Allerdings gibt es hier keine Regelung, da vieles von den zwei Personen und deren entstandenem Verhältnis zueinander abhängt.

Wie sollte eine gute Pflegekraft für solch eine pflegebedürftige Person aussehen? Eine wünschenswerte und wertvolle Eigenschaft – wie das auch in anderen Situationen der Pflege von Menschen der Fall ist - ist die Empathie und die Fähigkeit sich in die Situation der anderen Person hineinversetzen zu können. Nur so können die entsandten Signale erkannt werden und man kann darauf eingehen. Es kann passieren, dass durch das Gefühl der Hilflosigkeit und Frustration der Kontakt mit der pflegebedürftigen Person unangenehm sein kann.

Wenn sie tobt, zornig ist und versucht die eigene Last auf andere zu schieben, ist Durchsetzungsvermögen vom Vorteil. Natürlich lässt sich Geduld, Takt, die Fähigkeit des Zuhörens sowie die Aufnahme von Gesprächen nicht hoch genug einschätzen. Es ist gut, wenn die Betreuerin das Vertrauen der pflegebedürftigen Person gewinnt, was einerseits die Pflege erleichtert und andererseits beiden viel Komfort bietet.

Die Überwindung von Hindernissen für die Annahme von Hilfe

Für die pflegebedürftige Person ist es besonders schwierig die Hilfe in allen Tätigkeiten, die bisher selbstständig ausgeführt wurden, zu akzeptieren. Ein besonders großes Problem kann die intime hygienische Pflege darstellen, insbesondere die intime Pflege, sowie der damit verbunden Stuhlgang kann für den Betroffenen sehr beschämend sein. Es kommt sogar vor, dass sich der Pflegebedürftige deutlich widersetzt. In diesem Fall sollte man zunächst Feingefühl und Verständnis zeigen. Man darf die Person auf keinen Fall in Verlegenheit bringen, unter Druck setzen oder erniedrigen. Dies wäre vor allem kontraproduktiv, da Druck in der Regel einen noch größeren Widerstand auslöst und Demütigung unästhetisch ist. Dadurch, dass die Person regelmäßig in Verlegenheit gebracht wird, kann sie die Achtung vor sich selbst verlieren, besonders wenn man die Zerbrechlichkeit der Psyche durch die schwierige Situation in Betracht zieht. Abgesehen davon würde man den Respekt und das Vertrauen zum Pfleger verlieren.

All diese Schritte sollten ausgeführt werden und man sollte versuchen die pflegebedürftige Person auf eine Art und Weise davon zu überzeugen. Die beste und in der Regel effektivste Form – die angewandt wird, wenn die Akzeptanz der anderen Partei erforderlich ist – ist das Gespräch. Dieses sollte ruhig, sachlich, argumentativ sein und erklären, warum uns etwas daran liegt und welche Folgen das Vernachlässigen haben können. Wenn es uns gelingt das Vertrauen der pflegebedürftigen Person zu gewinnen und seine Verlegenheit zu überwinden, sollte es mit der Zeit immer einfacher werden und der Widerstand weichen. Man sollte auch beachten, dass jegliche Tätigkeit angekündigt und erklärt werden sollte zu welchem Zweck sie dient – dies gibt einem das Gefühl von Sicherheit, selbst wenn etwas nur schwer zu akzeptieren ist. Wichtig ist auch, dass man eine Tätigkeit unterbricht, wenn darum gebeten wird und auf einen späteren Zeitpunkt verlegt wird, damit sich die Person an die neue Situation gewöhnen kann.

Vorbeugung von Depressionen

Junge Menschen, die noch das ganze Leben vor sich hatten, Pläne und Träume besaßen und vielleicht auch eine eigene Familie gründen wollten, sowie sich weiterbilden und Erfolg haben wollten, hat die Behinderung viele dieser Träume zunichte gemacht – sie sollten nun das Ausmaß erkennen und erkennen was die aktuellen Fähigkeiten ermöglichen.  Wenn sich die Person isoliert und alle Aktivitäten aufgibt, darunter auch die sozialen Kontakte, wird sie wahrscheinlich in Apathie verfallen, sie wird traurig und resigniert und von da aus ist es nur noch ein Schritt in die schwere Krankheit - der Depression.

Wenn man sich um eine junge, pflegebedürftige Person kümmert, sollte man insbesondere den Kontakt mit anderen Menschen berücksichtigen, besonders mit gleichaltrigen Personen und sie dazu ermutigen aus den eigenen vier Wänden hinauszutreten und ihr so den Kontakt so weit wie möglich zu erleichtern. Auch wenn die Krankheit die Person an einen Rollstuhl gebunden hat, gibt es entgegen allen Erwartungen sehr viele Möglichkeiten und man kann weiterhin eine Reihe von Aktivitäten in Betracht ziehen. Man kann die pflegebedürftige Person dazu animieren sportliche Aktivitäten im Rollstuhl zu unternehmen (wie z. B. Handball, Volleyball, Basketball, Fechten, einige Schwimmarten und sogar Tanzen), sowie Orte besuchen, zu denen die betroffene Person immer noch Zugang hat, wie Kino, Theater, Restaurants oder Einkaufszentren. Es ist lohnend Kontakte zu anderen Personen aufzunehmen, die sich in ähnlichen Situationen befinden – dies ermöglicht ihnen Distanz zu den eigenen Grenzen aufzunehmen. Viele Menschen geben die eigene Weiterbildung nicht auf und setzen diese wie gewohnt fort, wenn es ihnen gelingt sich in die schulische Umgebung zu integrieren, fördert dies das Selbstwertgefühl und stärkt den Glauben an die eigenen Möglichkeiten. Es gibt einem auch das Gefühl Teil einer größeren Gemeinschaft zu sein, und dies zeigt, dass Krankheiten kein Grund für das Alleinsein sind.

Wenn die pflegebedürftige Person an das Bett gebunden ist, jedoch offen und aufgeschlossen ist, sollte man sie ermutigen auf andere Art und Weise Kontakt mit der Außenwelt aufzunehmen und das Bewusstsein zu erweitern. Heutzutage hat sich dank des Internets die Welt sehr verkleinert, es gibt sehr viele neue Möglichkeiten, die noch vor kurzem unmöglich waren.  Man kann von zu Hause aus und sogar aus dem Bett, Kontakte mit Menschen auf der ganzen Welt aufnehmen, sich weiterbilden, Gedanken austauschen, einen Blog führen und Geld verdienen. Das hat vor allem einen therapeutischen Einfluss und kann dazu führen, dass die Krankheit und die daraus resultierende Einsamkeit weniger schmerzhaft sind.  

Eine Behinderung ist keine Verurteilung und dies muss man der jungen Person verdeutlichen und zeigen. Natürlich können die Anfänge sehr schwierig sein, aber wenn der Schock vorbei ist, kommt die Phase der schrittweisen Anpassung an die neue Realität und das ist der Punkt, an dem es sich lohnt, sich zu engagieren und den Prozess „das Leben von Neuem” kennenzulernen und das was davon übrig geblieben ist zu nutzen.   

Es kann natürlich auch vorkommen, dass wir alleine mit dieser Aufgabe nicht zurechtkommen und die Hilfe von Spezialisten notwendig ist – Psychologen, Physiotherapeuten und Psychiater - helfen der pflegebedürftigen Person mit der neuen, für sie schweren Lage umzugehen, die Freude am Leben wiederzufinden und in schwierigen Situationen zurecht zu kommen. Dies kann neue Möglichkeiten bieten und fördert die Motivation erneut aktiv zu werden. Wenn man anfangs bei jeglicher Form von externer Unterstützung auf Widerstand und Ablehnung stößt, kann man selber um Ratschläge bitten, wie man mit der pflegebedürftigen Person umgehen soll. Es ist nicht ausgeschlossen, dass die Person mit der Zeit ihre Meinung ändert und psychologische Unterstützung annimmt.

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